Samstag, 17. Oktober 2009

Zweifel

Ich habe einen Menschen getötet!
Zum ersten Mal in meinen jungen Jahren ist ein Angehöriger der vier Völker, ein anderes Wesen, das freies Denken besitzt, das lachen und weinen kann, durch meine Hand gestorben. Ich musste mich übergeben, mir ist immer noch schlecht.
Wer war er? Was waren seine Beweggründe, sich den Schwarzwolds anzuschließen? Hatte er Familie? Werden jetzt seine Freunde um ihn weinen?

Doch der Reihe nach:
Dirk Schlammziegel erzählte mir, dass Hauptmann Farnbach ihn zum Strafdienst abkommandierte, weil Farnbach auch ihm nicht glauben wollte, dass sich ein Verräter in unseren Reihen befindet. Engstirnigkeit, Besserwisserei und Zwietracht - das sind mächtige Waffen des Feindes. Und besonders Menschen scheinen für sie anfällig zu sein. Viele Leute vom Großen Volk lassen sich einwickeln und werden blind für das Eigentliche. Farnbach glaubte sogar nicht einmal seinem eigenen Sohn, sondern verbannte ihn aus Archet. Also mussten wir handfeste Beweise finden, um sie dem Hauptmann vorzulegen. Wir mussten in Erfahrung bringen, welche Informationen die Schwarzwolds schon besitzen und was sie planen. Deswegen schlich ich mich an einen ihrer Spione heran, um ihn gefangen zu nehmen. Doch er wollte sich weder ergeben noch die Informationen freiwillig herausrücken, sondern fing mit mir einen Kampf an auf Leben und Tod, und so beruhigt nur ein Gedanke mein Gewissen: Hätte ich ihn nicht getötet, dann wäre ich jetzt tot.
Das scheint mir die einzige Rechtfertigung zu sein: Wir wollen in Frieden leben, doch andere missgönnen es uns. Sie greifen uns an und wollen unser Leben zerstören. Wir haben gewiss das Recht, uns zu verteidigen, unser Leben, unser Hab und Gut und unsere Lieben, die uns anvertraut sind. Und wenn es nicht anders geht, wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann werde ich den Gegner auch töten. Und dennoch ist mir schlecht dabei. Hoffentlich geraten wir nicht selbst in den Strudel des Bösen, hoffentlich behalten wir bei den bevorstehenden Kämpfen den Blick für das Richtige, für das Gute - sonst wären wir auch nicht besser als unsere Gegner.


Zum Glück hatte der Spion einige Papiere bei sich. Sie sind ein unwiederlegbarer Beweis für den Verrat. Nun muss Hauptmann Farnbach seinen Fehler erkennen.

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