Donnerstag, 11. November 2010

Noch mehr Botengänge

Die Sonne stand schon recht hoch am Himmel. Doch des Hobbits beste Uhr ist sein Magen, und meiner sagte mir, dass es höchste Zeit war für eine Zwischenmahlzeit. Was gäbe es in Hobbingen dafür Besseres als Heide Hornbläsers Kuchen?
Bergab lief es sich wesentlich schneller, und so kam ich rasch zur Brücke, überquerte die Wässer, bog in die erste Gasse nach links ein und fand Heide vor ihrer Bäckerei stehen.
Doch welche Enttäuschung: Nein, sie könne mir kein Stück Kuchen geben, sie käme ja kaum mit dem Backen nach und alle fertigen Kuchen seien reserviert und müssten ausgeliefert werden. Aber, sagte sie, wenn ich ihr dabei helfen könnte, dann würde sie auch extra einen für mich backen. Ah, die fertigen Kuchen dufteten so herrlich, dass ich ihr diese Bitte bei dem in Aussicht gestellten Lohn unmöglich abschlagen konnte. Nun denn, in meiner Tasche fand ich noch ein paar gebratene Pilze, die meinen Magen füllen und meine Schritte beschleunigen sollten. So nahm ich also den ersten Kuchen entgegen, den ich zum "Grünen Drachen" in Wasserau bringen sollte, und machte mich auf den Weg.

Gerd Weißfuß nahm den Kuchen vor dem Gasthaus entgegen und rümpfte gleich seine Nase: "Der riecht aber irgendwie komisch, nicht so wie sonst", meinte er. Ich schenkte seiner Bemerkung weiter keine Beachtung und machte mich auf den kurzen Rückweg nach Hobbingen.
Dort übergab mir Heide einen Kuchen, den sie für Lobelia gebacken hatte, die sie offensichtlich so wenig leiden konnte wie viele andere. Den Kuchen sollte ich bei Opal Gutleib auf dem Festplatz abliefern, die ihn für Lobelia in Empfang nehmen wollte. Dort angekommen, reichte ich Opal den Kuchen, doch auch sie rümpfte die Nase darüber. Dann probierte sie ein kleines Stück und spuckte es sofort wieder aus: "Bäh! Der schmeckt ja scheußlich! Ich will sofort einen neuen Kuchen!" sagte sie. Hmm, dachte ich auf dem Rückweg bei mir, überall hört man, Heides Kuchen seien die besten, da müssen ihr die letzten hier aber ganz schön daneben gegangen sein.
Wieder bei der Backstube angekommen, berichtete ich Heide von der Meinung ihrer Kunden.
"Was?" sagte sie. "Das gibt's doch nicht!" Doch dann probierte sie einen ihrer Kuchen und verzog sogleich das Gesicht. "O nein! Die Beeren müssen verdorben gewesen sein. Welche Katastrophe! Hast du eine Ahnung, Frodogar, wie viele Kuchen ich schon verteilt habe mit diesen schlechten Beeren? Das kann mich ruinieren!" Dann dachte sie kurz nach und meinte: "Du musst mir helfen, Frodogar! Du musst mich retten und die verdorbenen Kuchen überall wieder einsammeln, bevor sich noch einer damit lebensgefährlich vergiftet! Nicht auszudenken! - Bitte, Frodogar." Ihr Jammer war kaum zu ertragen, so versprach ich, ihr zu helfen. Sie gab mir eine Liste mit all den Orten, an die sie die Kuchen geliefert hatte. Ich muss schon sagen, das ganze Auenland gehört zu ihrer Kundschaft. Na, das wird eine Weile dauern, bis ich die Orte alle abgeklappert habe. Da hab ich mich ja auf etwas eingelassen!