Mittwoch, 6. Oktober 2010

Sackgasse in Beutelsend

Endlich erreichte ich die nächste Wegkreuzung. Ein alter Wegweiser gibt dort Auskunft darüber, wohin die einzelnen Wege führen: Wenn man weiter der Oststraße folgt, gelangt man nach Wasserau. Wendet man sich dagegen nach Süden und geht den Buckel hinauf, dann kommt man nach Buckelstadt. In nördlicher Richtung führt der Weg hinab nach Hobbingen, und genau dorthin lenkte ich meine Schritte. Von oben hatte ich einen herrlichen Blick auf die kleine Siedlung an der Wässer. Ich konnte mit den Augen der Straße folgen hinab bis zur Brücke und auf der anderen Seite wieder hinauf zum Bühl. Dort oben war die alte Hobbithöhle der Beutlins: Beutelsend auf dem Bühl. Dort sollte ich Lobelia finden.
Wieso sie jetzt die Herrin von Beutelsend war? Ja, das ist eine seltsame Geschichte: Schon vor vielen Jahren hätte sie die Höhle beinahe in ihren Besitz gebracht, als der alte Bilbo Beutlin lange verschwunden war. Das war vor meiner Geburt gewesen. Meine Eltern haben mir davon erzählt, dass alle dachten, Bilbo sei tot, er würde nie wieder zurückkehren. Und so wollte Lobelia ihr Erbe antreten. Doch just in diesem Moment sei Bilbo wieder aufgetaucht in Gesellschaft einiger Zwerge und habe die Sackheim-Beutlins davongejagt.
Dann lebte er und lebte und wollte nicht sterben. Schließlich konnte er sogar seinen 111. Geburtstag feiern. Aber mitten in seiner Festrede sei er dann verschwunden - von einer Sekunde auf die andere - und wurde nie wieder gesehen. Keiner konnte sich erklären, was geschehen war. Jahrelang gab es kaum ein anderes Thema, und die Leute fragten sich, ob er nicht doch genauso plötzlich wieder auftauchen könnte wie nach seinem ersten Verschwinden. Jedenfalls erbte Frodo seinen ganzen Besitz, Frodo, sein Neffe, den er adoptiert hatte. Der alte Bilbo hatte ja selbst keine Kinder. Frodo war nun einige Jahre Herr auf Beutelsend gewesen, bis ihn schließlich das Heimweh packte. Er wollte wieder in seiner alten Heimat leben, im Bockland. So habe ich es gehört. Und so kam es, dass Lobelia schließlich doch noch auf dem Bühl einziehen konnte.
Von dem steilen Aufstieg war ich ein wenig außer Atem gekommen, als ich endlich bei der Höhle ankam. Lobelia stand vor der runden Tür. Ich richtete ihr die Botschaft des Bürgermeisters aus. Wie ich mir schon ausgerechnet hatte, reagierte sie mit Gift und Galle. Nun, das kann mir gleich sein. Dann faselte sie noch etwas von Bilwissen, die es angeblich in Grünfeld geben soll. Sie meinte, ich könne mich dort doch mal nützlich machen statt Botengänge zu erfüllen. Weiter war von ihr aber nichts zu erfahren.

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